Rezepte der Heimatküche

Das Wissen alter Menschen
Unter Beteiligung bekannter Spitzenköche entstand dieses Kochbuch für den Endkonsumenten, aus dem Gastronomen und ihre Küchenchefs jedoch ungeheuer viel ziehen können. „Unser kulinarisches Erbe“ von Jörg Reuter (siehe auch Foodtrends 2020) und Manuela Rehn (Becker Joest Volk Verlag, 320 Seiten, 29,95 Euro) widmet sich den Gerichten unserer (Ur-)Großelterngeneration. Deren regionale Heimatküche kennt so viele heute fast vergessene Rezepte und ist dabei doch hochaktuell, wenn man allein an Begriffe wie „Flexitarier“ oder „Nose to tail“ denkt. Von Funzelsuppe bis Möpkenbrot, von Gaisburger Marsch bis Pluckte Finken, von Buchteln bis Eierschecke reicht das Spektrum.

Das Engagement und die Hingabe der Spitzenköche, die jeweils eine Region betreuen, ist bemerkenswert. Micha Schäfer (Nobelhart & Schmutzig, Berlin), Sebastian Frank (Horváth, Berlin), Fabio Haebel (Haebel, Hamburg), Tony Hohlfeld (Jante, Hannover), Valentin Rottner (Waidwerk, Nürnberg), Jochim Busch (Gustav, Frankfurt), Christoph Hauser (Herz & Niere, Berlin), Julia Komp (derzeit ohne Restaurant) oder Ricky Saward (Seven Swans, Frankfurt) gehören zu den jungen Küchenchefs, die im Grunde das Who is Who der heutigen bewussten deutschen Küche abbilden.

Die eigentlichen Stars des berührenden Kochbuchs sind jedoch die betagten Leute, meist in Seniorenheimen, mit denen die Köche die alten Rezepte kochen: Denen wird hier der Respekt gezollt, der ihnen zusteht, und es wird wieder einmal klar, dass Essen Genuss, Emotion, kollektives Erinnern und Kommunikation bedeutet – und nicht bloß Sattwerden auf unterstem Niveau.

Becker Jost Volk Verlag | Grüne Köpfe
Mitherausgeber: www.transgourmet.de