„Köche haben die Macht, etwas zu ändern“
Euro-Toques und Sarah Wiener rütteln die Branche auf, Euro-Toques verabschieden neues Zehn-Punkte-Manifest für 2021.
Wiener: Kochberuf vom Aussterben bedroht
Unterstützt wurde er von Sarah Wiener, die als EU-Angeordnete und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) live zugeschaltet war: „Bisher waren wir Gastronomen vor lauter Business und dem Bemühen, Gäste glücklich zu machen, nicht besonders laut“, stellte sie fest. „Und wir haben uns nicht bewusst gemacht, dass wir es sind, die die Kompetenz haben, hier etwas zu verändern. Dass wir es sind, die unmittelbar mit den Produkten und mit der Landwirtschaft verbunden sind!“
Gesunde Ernährung und Esskultur
Die Euro-Toques (großes Foto) verabschiedeten nach dieser Konferenz ein Manifest, in dem sie – auf Basis ihres seit über 30 Jahren bestehenden europäischen Ehrenkodex – ihre Mitglieder, aber auch alle anderen KöchInnen dazu auffordern, zu handeln. Sich mit Mut, Leidenschaft und dem Bewusstsein für die eigene Macht dafür einzusetzen, Qualität, gesunde Ernährung und Esskultur wieder zu zentralen Themen unserer Gesellschaft zu machen. Es muss wieder über diese zentralen Anliegen gesprochen werden und sie müssen gelebt werden. Wir veröffentlichen das Zehn-Punkte-Manifest der Euro-Toques im Wortlaut.
Manifest der Euro-Toques Deutschland für das Jahr 2021
- Köche haben die Macht, Gamechanger zu sein. Gamechanger für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln: von der Produktion und dem Umgang mit Produzenten und Handel bis hin zum Handwerk auf dem Teller und der Kommunikation mit dem Gast.
- Wir sind nicht machtlos den Angeboten des Handels ausgeliefert.
- Wir Köche müssen Vorbilder sein – für unseren Nachwuchs ebenso wie für unsere Gäste.
- Wir schützen das Handwerk des Kochberufes.
- Wir suchen aktiv die Zusammenarbeit mit regionalen Produzenten. Gleichzeitig fordern wir vom Handel die aktive Zusammenarbeit mit regionalen Produzenten, die sich den Themen nachhaltige Produktion, artgerechte Tierhaltung, Schonung der Ressourcen und Vielfalt des Genpools verpflichtet fühlen.
- Wir setzen Handwerk und bewussten Umgang mit Produkten auf unseren Speisekarten um. Dies gelingt uns, indem wir vermehrt Produkte aus regionaler landwirtschaftlicher Produktion, aber auch ganze Tiere verarbeiten. Indem wir dies machen, geben wir gleichzeitig das Wissen auch um diesen Teil unseres Handwerks weiter.
- Wir akzeptieren keine Ausreden mehr und fangen mit den ersten Schritten sofort an.
- Dazu gehört auch, eine Esskultur jenseits von Fast Food und Robotik hochzuhalten und dem Gast an gedeckten Tischen und mit individuellem Service ein echtes Genuss-Erlebnis zu schenken. So erhalten wir auch die Gastronomie als unverzichtbaren Teil unseres sozialen Lebens.
- Wir kommunizieren mit allen Beteiligten (Produzent, Handel, Mitarbeiter, Gast), weil WIR es sind, die im Zentrum eines Kreislaufs von Produktion und Konsum stehen.
- Wir als Euro-Toques vertreten dies seit Jahren über unseren Ehrenkodex. Wir wollen uns aber mit allen Verbänden unseres Berufsstandes zusammentun – um gemeinsam eine starke Stimme zu entwickeln. Wir beginnen diese Reise jetzt.
Fotos: Michael Alisch, Peter Erik Hillenbach, Christian Kaufmann